Die besten Lokomotiven kamen aus Winterthur
Gegründet wurde die SLM von Charles Brown, dem Vater des späteren BBC-Mitbegründers Charles Eugene Lancelot Brown. Charles Brown kam 1851 aus England nach Winterthur. Er war 24 Jahre alt und hatte in England für die Firma Maudslay, Sons and Field als Spezialist für Dampfmaschinenbau gearbeitet.
In Winterthur arbeitete Charles Brown zuerst für Sulzer. Sulzer hatte zu dieser Zeit etwa 100 Mitarbeiter und verfügte zwar über eine grosse Kesselschmiede und eine Giesserei, aber keine Maschinenfabrik. Brown war massgeblich am Aufbau der Maschinenfabrik beteiligt und entwickelte gemeinsam mit Heinrich Sulzer-Steiner eine neue Ventildampfmaschine, das Herzstück des späteren Sulzer-Erfolgs.
Um 1862 versuchte Charles, Sulzer davon zu überzeugen, Dampflokomotiven herzustellen. Aber Sulzer wollte nicht. Darum verliess Brown 1871 die Firma. Er wollte sich ganz auf den Lokomotivenbau und die Gründung eines eigenen Unternehmens konzentrieren: die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik, kurz SLM.
Gründung der SLM
Der Zeitpunkt für sein Vorhaben war günstig. Westeuropa erlebte nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 einen wirtschaftlichen Aufschwung, das europäische Bahnnetz musste deshalb massiv ausgebaut werden. Der Bedarf an Dampflokomotiven war entsprechend hoch.
In der SLM übernahm Charles Brown die operative Leitung und war gleichzeitig Fabrikplaner, Werkzeugmaschineneinkäufer, Konstrukteur und Verkäufer von Lokomotiven und Dampfmaschinen.
Keine zehn Jahre später verliess Charles Brown die SLM schon wieder und übernahm die technische Leitung in der Maschinenfabrik Oerlikon. Dort entwickelte er mit seinem Sohn Charles Eugene Lancelot Brown den ersten leistungsstarken Drehstromgenerator.
Weltweiter Erfolg
Auch in den Jahren nach Charles Brown war die SLM ausserordentlich erfolgreich. Bis zum Ende der Produktion in Winterthur baute die SLM über 5700 Lokomotiven – und das keineswegs nur für den Schweizer Markt. Von den bis 1896 knapp 1000 in der Fabrik produzierten Lokomotiven wurden schon damals 50 Prozent exportiert.
Und heute?
Heute ist Stadler Winterthur AG das Kompetenzzentrum für Drehgestelle. Am Standort in Oberwinterthur werden auf rund 1000 m2 Produktions- und Lagerfläche die Drehgestelle für Normal- und Breitspurzüge – unter anderem für SMILE, FLIRT und KISS – sowie für Strassenbahnen hergestellt.
Das Areal der SLM mit den ehemaligen Werksgebäuden wird nicht mehr als Industriestandort genutzt, hier entsteht heute vielmehr die Lokstadt: Ein durchmischter Stadtteil mit über 1000 Arbeitsplätzen und 750 Wohnungen, in denen über 1500 Menschen leben. (siehe Bild oben)
Die Lokstadt wurde nach den Anforderungen der 2000-Watt-Gesellschaft auf Basis des SIA-Effizienzpfads Energie entwickelt. Für die Einhaltung dieses ambitionierten Ziels sorgen moderne Bauweisen und Gebäudetechnik, eine ökologische Energieversorgung und ein umweltfreundliches Verkehrskonzept. 30 Prozent der Wohnfläche sind für gemeinnütziges Wohnen oder als preisgünstiger Wohnraum für junge Menschen in Ausbildung reserviert.
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