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Rund um den See

Von der Klein-Stadt am Fluss zur Gross-Stadt am See

Zürich, wie wir es heute kennen, ist erst im 19. Jahr­hun­dert entstanden, dem Jahr­hun­dert unglaub­li­chen Wachs­tums. So lebten Anfang des 19. Jahr­hun­derts nur etwas mehr als 10’000 Einwohner in Zürich, gegen Ende des Jahr­hun­derts waren es 121’000. Zürich war gera­dezu explo­diert. Im Zentrum dieser Explo­sion stand Arnold Bürkli, der «Alfred Escher der Schweizer Inge­nieure». 1860 als 27-Jähriger zum ersten Stadt­in­ge­nieur von Zürich gewählt, sollte er in den nächsten 30 Jahren die Stadt Zürich im eigent­li­chen Sinn des Wortes «umpflügen». Bürkli war unter anderem verant­wort­lich für die Bahn­hof­brücke, die Bahn­hofstrasse, die Löwen­strasse, das Indus­trie­quar­tier, das Nieder­dorf, das Kratz­quar­tier, den Stadel­hofen, die Seeufer­auf­schüt­tung, die Quai­brücke und nicht zu vergessen die «Kloa­ken­re­form». Für diesen Quar­tier­cluster ganz beson­ders inter­es­sant sind die gigan­ti­sche Seeufer­auf­schüt­tung, der komplexe Bau der Quai­brücke und der Neubau des Kratz­quar­tiers.

 

Kratz­quar­tier

Eines der ambi­tio­nier­testen Projekte von Arnold Bürkli war der Neubau des Kratz­quar­tiers. Das «Kratz» lag am dama­ligen Stadt­rand zwischen Frau­müns­ter­abtei und Zürichsee. Im Kratz wohnten Arme und Rand­stän­dige, Wäsche­rinnen, Kessel­fli­cker, Prosti­tu­ierte, der Toten­gräber des Frau­müns­ters und auch der Scharf­richter von Zürich. Als Auffang­be­cken für Fahrende und Bettler war das Quar­tier auch weit herum bekannt. Die Gassen waren verwin­kelt und die Häuser dicht anein­an­der­ge­drängt. Bürkli wollte statt des alten «Kratz» ein gross­städ­ti­sches Quar­tier bauen. 1862 begannen die Planungs­ar­beiten, 1875 dann der erste Spaten­stich respek­tive der erste Hammer­schlag. Keine 20 Jahre später war das ganze Kratz­quar­tier verschwunden: Bis 1888 wurde die Block­rand­be­bauung mit dem Kappel­erhof gebaut, dann der Zentralhof und als letzte grosse Bauetappe brach man das ehema­lige Korn­haus am Ufer der Limmat sowie das gesamte Abtei­ge­bäude des Frau­müns­ters ab. Nur die Frau­müns­ter­kirche blieb bestehen. Anstelle des Klos­ters baute der Stadt­bau­meister Gustav Gull das heutige Stadt­haus mit einem kreuz­gang­ar­tigen Durch­gang. Im «alten» Kratz­quar­tier stehen heute auch die ehema­lige Frau­müns­ter­post, das statt­liche Haus Metropol und als Abschluss Rich­tung See das Gebäude der Natio­nal­bank.

 

Seeufer­auf­schüt­tung

Vom Zürich­horn bis zur heutigen Landi­wiese war das Seeufer bis vor 140 Jahren nichts als Sumpf und Schilf. Das uns heute bekannte Seeufer wurde von 1882 bis 1887 mit einem raffi­nierten Verfahren aufge­schüttet: 216’256 Quadrat­meter. Zuerst baute man mit Hilfe von Einschlies­sungs­dämmen aus stei­nigem Mate­rial unzäh­lige Bassins am Ufer. Auf Schiffen wurde schlam­miges Auffüll­ma­te­rial, die soge­nannte Seekreide, herbei­ge­schafft und in die ausge­pumpten Bassins gegossen. Die Seekreide liess man dann in einem lang­wie­rigen, über Monate dauernden Prozess zum neuen Seeufer austrocknen.

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